Die erste Gehaltsverhandlung: Hilfreiche Tipps und Tricks
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- Männer fragen durchschnittlich häufiger nach einer Gehaltserhöhung als Frauen und gehen selbstbewusster in die Verhandlungen.
- Im Schnitt kannst du mit einer Gehaltserhöhung von drei bis zehn Prozent rechnen. Bei einem Jobwechsel sogar mit bis zu 20 Prozent.
- Der richtige Zeitpunkt und eine genaue Vorbereitung sind entscheidend für eine erfolgreiche Verhandlung.
- Wenn du deinen Marktwert kennst und gezielt psychologische Tipps nutzt, kannst du dein Wunschgehalt einfacher bekommen.
Du bist bereits einige Zeit in deinem ersten richtigen Job. Alles läuft super, nur dein Gehalt könnte höher sein. Doch bevor du dein erstes Personalgespräch hast, solltest du ein paar Dinge beachten. Wie viel Gehalt kannst du fordern? Wann ist der beste Zeitpunkt und wie bereitest du dich darauf vor? Hier erfährst du, welche Tipps und Tricks du beachten solltest, um dein Wunschgehalt zu bekommen.
Nach einem höheren Gehalt zu fragen, ist nicht immer einfach. Besonders für Frauen ist es eine große Herausforderung. Im Schnitt fragen sie seltener nach einer Gehaltserhöhung und werden deswegen auch kaum von ihren Vorgesetzten darauf angesprochen. Dieser „Confidence Gap“ hat zur Folge, dass Frauen seltener das Gehalt bekommen, was sie eigentlich fordern. Aber feststeht: Eine Gehaltserhöhung wollen viele. Die Frage ist nur, wie bekommst du eine?
Die Gehaltsverhandlung: Wann und wie viel?
Je nach Unternehmensgröße, Branche, deiner Dauer im Unternehmen und deiner beruflichen Erfahrung kannst du in der Regel zwischen drei und zehn Prozent bekommen. Bei einem Jobwechsel kannst du von deinem neuen Arbeitgeber sogar noch mehr verlangen. Vor allem wenn du abgeworben wirst, kannst du in der Regel mit bis zu 20 Prozent rechnen.
Der richtige Zeitpunkt für dein Gespräch ist entscheidend. Passende Zeitpunkte sind zum Beispiel das Ende deiner Probezeit, eine Vertragsänderung oder wenn du mehr Verantwortung bekommst. Aber auch eine Beförderung innerhalb des Unternehmens ist eine geeignete Chance. Besonders das Frühjahr ist eine gute Zeit für deine erste Gehaltsverhandlung. Zu dieser Zeit stehen die Unternehmensziele für das Jahr meistens schon fest und deine Führungskraft weiß, wie viel Budget noch übrig ist.
Unser Tipp: Anstatt von einer Gehaltserhöhung zu sprechen, kannst du auch nach einer Gehaltsanpassung fragen. Eine Anpassung klingt deutlich positiver als eine Forderung. Probiere es doch mal aus.
Deinen Marktwert berechnen
Bevor du dein Gehalt verhandelst, solltest du deinen eigenen Marktwert kennen. Vielen Angestellten fällt das allerdings schwer – doch das muss nicht sein. Kennst du deinen Wert, kannst du selbstbewusster zu dem Termin gehen und mehr fordern. Nur wie findest du diesen Wert heraus? Der erste Schritt ist, die Durchschnittsgehälter für deinen Beruf auf Jobbörsen zu vergleichen. Aber auch Stellenanzeigen können hilfreich sein. Manchmal finden sich dort grobe Gehaltsspannen.
Doch vor allem deine persönlichen Fähigkeiten und dein Werdegang sind ausschlaggebend. Faktoren wie deine Ausbildung,Weiterbildungen, Berufserfahrung oder deine bisherigen Erfolge erhöhen deinen Marktwert deutlich.
So bereitest du dich auf die Gehaltsverhandlung vor
Mit deinem Marktwert im Kopf hast du bereits die wichtigste Grundlage für dein Gespräch. Schreibe dir deine Argumente auf und überlege dir genau, was du für das Unternehmen in der Vergangenheit leisten konntest. Im Gespräch selbst nennst du dein stärkstes Argument am besten ganz zum Schluss. Dadurch bleibt es länger im Gedächtnis deines Gegenübers und hinterlässt einen bleibenden Eindruck.
Sechs psychologische Tricks für deine nächste Verhandlung
Neben deinen plausiblen und aussagekräftigen Argumenten kannst du beim Verhandeln ein paar einfache Tricks benutzen. Es gibt einige psychologische und rhetorische Tricks, die dir dabei helfen und die Chancen auf dein Wunschgehalt erhöhen.
- Sprich zuerst: Sagst du direkt zu Beginn dein Wunschgehalt, wirkst du selbstbewusster. Außerdem dient so die Summe oftmals als Vergleichswert für die weitere Unterhaltung.
- Nenne eine ungerade Summe: Eine krumme Zahl gibt deiner Chefin oder deinem Chef das Gefühl, dass du dir dein Wunschgehalt gut überlegt hast. Gib dabei immer dein gewünschtes Brutto-Jahresgehalt an.
- Sei selbstbewusst: Verzichte auf den Konjunktiv und auf schwache Formulierungen, wie »könnte, würde oder hätte«. Rede stattdessen in klaren und ausdrucksstarken Sätzen.
- Habe keine Angst vor unangenehmer Stille: Besonders bei Verhandlungen kann es schnell passieren, dass alle schweigen. Du solltest in dieser Situation nicht so einfach nachgeben, sondern das Schweigen für einen Moment aushalten. Dadurch zeigst du deine Entschlossenheit und dein Selbstbewusstsein. Aber auch hier gilt: Nicht übertreiben.
- Sei offen für Kompromisse: Bleib flexibel und komme deiner oder deinem Vorgesetzten entgegen. Abgesehen vom Gehalt kannst du beispielweise andere Vergünstigungen bekommen, wie zum Beispiel ein Jobticket, betriebliche Altersvorsorge oder Fortbildungen.
- Nie das erste Angebot annehmen: Das erste Gegenangebot solltest du nicht akzeptieren. Warum? Weil es nie das beste Angebot sein wird. Wenn du es stattdessen als Orientierung nutzt, schaffst du dir mehr Spielraum nach oben.
Diese typischen Fehler solltest du vermeiden
Natürlich gibt es auch einiges, was du falsch machen kannst. Vor allem bei deiner ersten Gehaltsverhandlung ist die Nervosität natürlich groß. Doch wenn du diese fünf Fehler vermeidest, wird deine nächste Gehaltsverhandlung ein voller Erfolg.
1. Schlecht vorbereitet sein
Wenn du ohne plausible Argumente in die Unterhaltung gehst, kannst du dein neues Gehalt schlecht rechtfertigen. Suche stattdessen welche, die deine Leistung und Fähigkeiten untermauern. Personalverantwortung, neue Aufgabenbereiche oder erfolgreich abgeschlossene Projekte sind zum Beispiel eine gute Grundlage.
2. Die falschen Argumente haben
Für deine Vorgesetzte oder deinen Vorgesetzten zählt vor allem ein Argument: Was du zum Erfolg des Unternehmens beiträgst. Persönliche oder finanzielle Probleme rechtfertigen deinen Gehaltswunsch nicht unbedingt. Lege dir deswegen plausible und begründete Argumente beiseite.
3. Dich unter Wert verkaufen
Es ist vollkommen normal, wenn du vor dem Termin nervös bist. Jedoch solltest du dich nicht aus Unsicherheit unter deinem Wert verkaufen. Wenn du deinen Marktwert kennst, kannst du ein höheres Gehalt rechtfertigen.
4. Den falschen Zeitpunkt wählen
Timing ist alles. Firmenfeste, interne Krisen oder ein kurzer Smalltalk vor der Kaffeemaschine sind nicht die perfekten Zeitpunkte. Der richtige Augenblick kann über Erfolg oder Misserfolg entscheiden.
5. Keine konkrete Gehaltsvorstellung haben
Überlege dir vor deiner Gehaltsverhandlung, wie hoch dein Wunschgehalt ist. Ohne eine konkrete Zahl im Kopf, hat deine Führungskraft meistens einen Vorschlag. Nur dieser entspricht oftmals nicht deinen eigenen Vorstellungen. Habe deswegen immer ein konkretes Ziel im Kopf und nenne deine Zahl zuerst.