Das Gemeinschaftskonto: Wann ist es sinnvoll?
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- Bei einem Gemeinschaftskonto teilen sich Paare oder WGs ihre monatlichen Ausgaben und haben ein gemeinsames Girokonto.
- Es gibt verschiedene Kontovarianten, zwischen denen du wählen kannst. Ein «Oder-Konto» eignet sich für Paare, ein «Und-Konto» vor allem für Vereine.
- Bevor ihr euch für ein Gemeinschaftskonto entscheidet, solltet ihr die Vor- und Nachteile gut abwägen.
- Das Drei-Konten-Modell kann eine sinnvolle Alternative sein. Jede Person hat zusätzlich zum Gemeinschaftskonto ein eigenes Girokonto.
In einer Partnerschaft wird viel geteilt – vor allem bei einer gemeinsamen Wohnung. Aber stimmt das auch, wenn es um die Finanzen geht? Wann ist es sinnvoll, ein gemeinsames Konto für die Ausgaben zu haben? Und was solltest du dabei unbedingt beachten? Wir zeigen dir, die Vor- und Nachteile und welche Alternativen es gibt.
Der normale Alltag kann schnell stressig werden. Job, Familie, Freundschaften und Hobbies unter einen Hut zu bringen, ist oft eine echte Herausforderung. Kein Wunder, wenn du abends mit deiner Partnerin oder deinem Partner nicht mehr über Themen wie Geld reden willst. Doch vor allem wenn du dir Miete und Fixkosten teilst, führt kein Weg daran vorbei. Ein gemeinsames Konto gibt dir einen besseren Überblick –und erspart dir auch einige Diskussionen.
Was ist ein Gemeinschaftskonto?
Ein Gemeinschaftskonto ist eigentlich nichts anderes als ein Girokonto mit mindestens zwei Kontoinhaberinnen beziehungsweise Kontoinhaber. Ob du in einer Partnerschaft lebst, verheiratet bist oder in einer Wohngemeinschaft wohnst, ist dabei egal. Jede Person hat Zugriff auf das Konto und kann über das Guthaben verfügen. Gemeinsame Ausgaben –wie Miete, Strom, Versicherungen, Lebensmittel oder Urlaub – werden von beiden gezahlt.
Spielst du auch mit dem Gedanken, ein gemeinsames Konto zu eröffnen? Damit bist du nicht allein. Laut einer Studie Marktforschungsinstituts Ipsos aus dem Jahre 2018 haben bereits 36 Prozent der Paare in Österreich ein Gemeinschaftskonto. Allerdings bevorzugen 39 Prozent der Paaregetrennte Konten.
Welche Kontovarianten gibt es?
Bei einem österreichischen Gemeinschaftskonto kannst du in der Regel zwischen zwei verschiedene Arten wählen: Das «Oder-Konto» und das «Und-Konto». Doch wo genau ist da der Unterschied?
Bei einem «Oder-Konto»:
- Kannst du unabhängig von deiner Partnerin oder deinem Partner Geld abheben oder Überweisungen machen
- Brauchst du keine gegenseitige Zustimmung – Vertrauen ist dabei das A und O
- Bist du flexibel und kannst direkt handeln
- Haften beide Personen für eventuelle Schulden
Im Vergleich dazu kannst du mit einem «Und-Konto»:
- Ohne gegenseitige Einwilligung keine Bankgeschäfte machen
- Nur gemeinsam Überweisungen tätigen und brauchst die Unterschrift aller Kontoinhaberinnen und Kontoinhaber
Für Partnerschaften oder WGs ist das «Und-Konto» deswegen eher ungeeignet. Organisationen oder Vereine können dadurch jedoch Veruntreuung verhindern. Für sie lohnt diese Art von Gemeinschaftskonto, auch wenn damit ein erhöhter Aufwand und viel Papierkram verbunden ist.
Das Gemeinschaftskonto erspart Paaren nicht nur Zeit, sondern ist auch übersichtlicher, transparenter und somit gerechter – allerdings hat es auch seine Schattenseiten. Die Nachteile sollten deswegen unbedingt vor der Kontoeröffnung beachtet und diskutiert werden.
Zu den wichtigsten Nachteilen zählen:
1. Kontoüberziehung:Bei einem Gemeinschaftskonto ohne gegenseitige Einwilligung kann eine Person das Konto im schlimmsten Fall komplett überziehen. Alle Kontoinhaberinnen und Kontoinhaber haften dann für alle aufkommenden Schulden.
2. Komplette Transparenz: Dass die gesamten Einnahmen und Ausgaben für alle sichtbar sind, ist für manche Personen vielleicht ungewohnt. Gegenseitiges Vertrauen und eine klare Kommunikation sind dabei ausschlaggebend.
3. Probleme bei Trennung oder Scheidung: Wenn es zuvor nicht schriftlich geregelt ist, wird bei einer Scheidung das gemeinsame Konto gleichermaßen aufgeteilt. Allerdings kann es schnell kompliziert werden, wenn eine Person das Konto bereits leergeräumt hat
So organisiert ihr eure gemeinsamen Finanzen
Nachdem du nun die möglichen Kontovarianten und die Vor- und Nachteile kennst, solltest du dir die Konditionen genauer anschauen. Überlege dabei, was dir und deiner Partnerin oder deinem Partner wichtig ist. Ist eine günstige oder kostenlose Kontoführung, eine bestimmte Bank oder eher die Filialen in der Nähe ausschlaggebend? Habt ihr die wichtigsten Punkte geklärt, könnt ihr ein Girokonto eröffnen.
Konsequenzen bei Kündigung oder Todesfall
Spielst du mit dem Gedanken das gemeinsame Konto zu kündigen, musst du einiges beachten. Alle Kontoinhaberinnen und Kontoinhaber müssen der Kündigung zustimmen und diese unterschreiben. Eine Ausnahme ist, wenn eine Person verstirbt. In dieser Situation erben in der Regel die Erbberechtigten einen Teil des Guthabens. Es kann passieren, dass sie die Hälfte des Geldes bekommen, selbst wenn eine Person mehr eingezahlt hat. Es ist deswegen ratsam, vorher genau schriftlich festzuhalten, wer wie viele Anteile vom gemeinsamen Geld hat – vor allem wenn nicht alle die gleiche Summe einzahlen.
Das Drei-Konten-Modell: Die optimale Lösung?
Das Gemeinschaftskonto ist nicht für jedes Paar geeignet. Eine Alternative kann das Drei-Konten-Modell sein. Aber was ist damit gemeint? Anders als bei einem Gemeinschaftskonto hat jede Person zusätzlich zum gemeinsamen Konto, ein separates und eigenes Girokonto. Gemeinsame Ausgaben werden über das Gemeinschaftskonto bezahlt und das Einkommen, die eigene Altersvorsorge oder sonstige Ausgaben über das jeweilige Einzelkonto abgewickelt.
Auch hier kannst du dich mit deiner Partnerin oder deinem Partner flexibel organisieren. Wird das individuelle Einkommen zu gleichen Teilen auf das Gemeinschaftskonto aufgeteilt – auch wenn eine Person mehr verdient – oder wird es prozentual anteilig verteilt? Egal für was ihr euch entscheidet, das Modell ist eine sinnvolle und transparente Möglichkeit, um die gemeinsamen und eigenen Finanzen zu handhaben.